Die Erholungsphase nachdem ein Kind aus dem Schulalltag ausgestiegen ist, nennt man Deschooling-Phase. 

Und die ist von Kind zu Kind (und Erwachsenem zu Erwachsenem) unterschiedlich lang und unterschiedlich belastend. 

Meine kleine Tochter ist in wenigen Wochen da durch gewesen und fing voller Begeisterung an, ihre eigenen Ideen und Projekte umzusetzen. 

Und bei unserem großen Sohn? Da hat die Deschooling-Phase ewig angehalten. 
Nach 5 Jahren schlimmer Schul-Erfahrungen war es wahrscheinlich auch nicht überraschend, dass sein Deschooling-Prozess dann fast 2 Jahre brauchte...

Aber, ganz ehrlich, ich bin mehr als einmal verzweifelt:
Weil so gar nichts Sichtbares passiert...
Er lag irgendwo hingekuschelt und hat "Die 3 Fragezeichen" gehört - teilweise dieselben 2-3 Folgen immer wieder. 
Weil ich mir Sorgen gemacht habe und phasenweise auch richtig Angst hatte, ob mein früher neugieriges aufgewecktes Kind diese Neugier und Lernbegeisterung je wieder findet..

Und wenn ich durch meine alte Lerndokumentation von 2018 blättere, wo wir auf Reisen waren und nichts abliefern MUSSTEN, da habe ich Wochen, in der eigentlich pro Tag zwei Stichpunkte (wenn überhaupt) stehen und dann „siehe oben“.
„Siehe oben“ war „Die 3 ??? hören" und maximal noch variierende Liegepositionen beim Hörspiel-hören.

Von außen betrachtet, ist nichts passiert.
Meine Highlights in dieser Zeit waren, wenn er Lust hatte, beim Backen mitzumachen oder ein Brettspiel mitspielen wollte. Aber dazwischen konnten 10 Tage oder mehr liegen.

Die Deschooling-Phase ist wichtig und richtig. Und nein, man kann sie nicht abkürzen, weil ein Heilungsprozess einfach die Zeit braucht, die er braucht. 💕

Das macht es aber für uns als Beistehende nicht leichter auszuhalten.

Kurz zur Abgrenzung:
Eine Deschoolingphase ist KEINE Depression.
Wenn du dir Sorgen machst, dass dein Kind in eine Depression abgleitet, hole dir Hilfe.
Nimm deine Bedenken ernst und suche dir eine gute Kinderpsychologin oder Kinderpsychologen, die/der deine Angst ernst nimmt und mit dir zusammen schaut und gegebenenfalls hilft!! (Bevor du jetzt fragst, ich habe mehr als einmal mit anderen betroffenen Eltern und auch mit unserer Kinderpsychologin gesprochen. Lieg also bitte nicht nachts wach, wenn du dir Sorgen machst, sondern such dir jemanden zum Austauschen 💕! )

Unsere Deschoolingphase beim großen Sohn war schmerzhaft zu beobachten.

Ganz schlimm war es am Anfang nach unserem Ausstieg aus dem Schulsystem, Mitte 2017, mit dem Druck von Schulen und Behörden, Lernberichte abzuliefern.

Das während der Deschooling-Phase nichts passiert, sieht vielleicht auf den ersten flüchtigen Blick so aus, aber das stimmt ja gar nicht!!

Lass uns also doch mal schauen, was an Lernen in der Deschooling-Phase drin steckt, ja?

❤️ Selbstfürsorge: Zur Ruhe kommen; Erfahren, was tut mir gut? Wobei tanke ich auf?

❤️ Traumaverarbeitung: Mein Sohn musste die Dinge erst ruhen lassen, bevor er darüber sprechen wollte. Andere Kinder träumen lebhaft und verarbeiten dabei und sind dann am Tag erschöpft. Wieder andere reden sofort oder schreiben und malen oder gehen in Rollenspielen auf. Es gibt so viele Wege.

❤️ Streßbewältigung: die meisten leben über ihre Energiegrenzen hinaus, um die Tage zu schaffen (Kinder wie Erwachsene) und dann muss oft ganz neu gelernt werden, wo ist meine Energiegrenze? Wie lasse ich Stress los?

❤️ Selbstfindung: Was mag ich machen, wer mag ich sein, wenn keiner permanent Ansprüche an mich stellt, was ich tun und lassen soll? Wie mag ich meine Zeit verbringen, wenn ich es nicht vorgeschrieben bekomme?

❤️ Freiheit erfahren: Ich darf so sein und das tun, was ich gerade brauche.

Ich weiß, diese Sachen stehen in den wenigsten Lehrplänen – aber sie sind super-wichtig.
Wie viele Burn-Outs, kostspielige Rehas und verlorene Lebensqualität könnten verhindert werden, wenn wir als Kinder gelernt hätten, unsere Grenzen zu respektieren, Dinge in unserem Tempo aufzuarbeiten und wie WIR – ganz individuell – wieder auftanken?

Ich sehe ganz enorme Unterschiede bei meinen Kindern, was und wie "aufgetankt" wird: 
Meine kleine Tochter tankt auf, indem sie mit ihren Freundinnen zusammen ist, mein kleiner Sohn möchte im Arm liegen und etwas Vertrautes hören (bisher war es immer „Räuber Hotzenplotz“, aber das wandelt sich gerade) und bloß keine weiteren Menschen.

Es gibt nicht "eines passt für alle" und manchmal muss man herum probieren, bis etwas passt.
Und auch dafür ist die Deschoolingphase gut.
Denn dieses Wissen über sich selbst, hilft deinem Kind ein Leben lang. 💕

Ich hoffe, ich konnte dir mit meiner Deschooling-Erfahrung ein kleines bisschen beistehen, wenn dein Kind gerade da durch geht und ich sende dir eine dicke Umarmung und ganz viel Kraft!

Alles Liebe. Ronja

Wenn du jetzt Lust bekommen hast,

bei noch weiteren Alltagstätigkeiten deines Kindes genauer hinzuschauen, welches Lernen sich da drin versteckt, 

dann findest du hier den perfekten Kurs dazu!

Im Kurs zeige ich dir mein System zum Auffinden von „verstecktem“ Lernen an vielen Beispielen und im Austausch-Bereich des Kurses kannst du jederzeit Fragen stellen und mit mir und anderen untersuchen, welches Lernen in den Beschäftigungen deines Kindes steckt! 

Außerdem besprechen und üben wir das Formulieren von Alltagslernen für Behörden und Lernberichte und ich verrate dir meine Lieblings-Tipps für eine einfache regelmäßige Lerndokumentation.

Hier findest du alle Informationen und den Link zur Anmeldung.