Was macht man an Tagen, an denen es nicht läuft, wie geplant?

Als wir im Sommer 2017 noch ganz neu mit Lernen-zu-Hause angefangen hatben, hatte ich als Auflage für unsere Beurlaubung wöchentliche Lernberichte einzureichen.

Der Druck, möglichst viel Lernstoff zu schaffen, gut zu funktionieren und Justus bei den Veränderungen zu begleiten, war damals enorm. Und das war zusätzlich zu meinem sowie schon nicht-ganz-leichtem Alltag mit 4 Kindern und Arbeit in der Firma meines Mannes.

An schlechten Tagen, wenn ich schlecht geschlafen hatte, eines der Kinder krank war (oder ich selber) oder auch einfach viele Termine zusammen kamen - habe ich den Druck besonders heftig gespürt. (Und seitenweise quasi Tagebuch geschrieben, um dem Druck ein Ventil zu geben.)

Und es hat mir damals, wie heute, überhaupt nicht geholfen, zu wissen, dass Schuldgefühle und Panik mir in solchen Situationen nicht weiter helfen. Mein Gehirn meint trotzdem es müsste jetzt erst recht jede Menge Adrenalin ausschütten - was kreatives lösungsorientiertes Denken noch zusätzlich erschwert.

Justus war ja auch noch neu mit Lernen-zu-Hause und ich auch. Er brauchte viel Sicherheit und viel dass ich einfach nur neben ihm sitze und mitlese und als Gesprächspartner zur Verfügung stehe. Und es gab einfach Tage, da konnte ich die intensive 1:1-Begleitung, die er brauchte, nicht leisten. An diesen Tagen ist mir vor Schuldgefühlen ganz  elend geworden und was viel schlimmer war: mein Sohn hat sich dann unfähig und hilflos gefühlt. 

Nach den ersten derartigen Situationen habe ich mir einen Notfall-Lernplan zusammen gestellt.

Ich bin wie folgt vorgegangen:
Im Laufe von ein paar Tagen habe ich mir all die Sachen notiert, die mein Kind ohne meine explizite Begleitung schafft.
Ich hab mal gekramt und die Liste aus 2017 gefunden:
- 20 min Scoyo
- einen Text seiner Wahl aus dem Weltraum-Buch lesen und zusammenfassen
- eine Folge “Drachenreiter” auf englisch schauen
- einkaufen gehen (mit Einkaufszettel oder "alles für Milchreis")

Diese Art des Notfall-Lern-Plans hat sich für uns bewährt.
Ich gehe immer noch so vor.
Heute steht da z.B.:
- Aufgaben aus dem Mathebuch (Reihenfolge egal, solange er kennzeichnet, welche er gemacht hat) 
- Hörbuch hören und lesen 
- Serie auf dänisch oder englisch schauen
- Fan-Fiction schreiben und noch einige Sachen mehr.

Zum Teil ist es meine Beobachtung und zum Teil ist es Absprache. 
Wir besprechen also zu Anfang eines Halbjahres oder auch mittendrin: “Was meinst du, was du machen kannst, während ich arbeite oder wenn ich einen Migräneanfall habe und im Bett liege? Wie können wir vorsorgen, so dass du nicht aufgeschmissen bist, wenn ich dir irgendwas nicht erklären kann, weil ich gerade nicht funktioniere?”
Oder sehr viel weniger dramatisch:
"Was fällt dir ein, was du machen kannst, während ich ein ungestörtes Telefonat führe?"

Wenn so ein Tag da ist - oder nach einem ätzenden Telefonat mit der Kindergeldkasse entsteht - schaue ich auf die Liste.
… und ich vergebe mir, dass selbst wenn ich heute 100% gebe, es viel weniger ist, als an anderen Tagen.
Und das ist okay. 


Ich bin sicher, dass  unsere Kinder auch aus solchen unerwünschten Situationen etwas Wichtiges lernen.
Zum Beispiel:

  • dass man nicht immer zu 100 % funktionieren und auf der Höhe sein muss.
  • dass man mit einem ganz kleinen bißchen Planung schon viel Druck aus Situationen raus nehmen kann.
  • und natürlich Selbstverantwortung.  

Selbstverantwortung lernt man natürlich immer, wenn man Mitspracherecht oder die Alleinzuständigkeit für seine Lernthemen hat.

In einem "miesen" Tag steckt auch jedes Mal eine großartige Chance für dich und dein Kind zu merken, wie weit ihr gekommen seid - wie kompetent dein Kind ist.  

Es ist nicht immer ganz leicht an den Schuldgefühlen vorbei zu kommen - aber es lohnt sich.

Auf der anderen Seite der Schuldgefühle wartet die Beobachtung, was für einen wunderbaren fähigen kleinen Menschen du in deinem Leben hast.

Wie sieht also dein Notfall- Lern- Plan aus?
Schreib es mir gerne: ronja@raeuberkinder.net

Alles Liebe. Ronja

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